Grafische Papiere: Blick in die nahe Zukunft lässt in Deutschland weiterhin Zurückhaltung erwarten

Deutschland: Marktbericht für Grafische Papiere

Die Geschäfte mit holzfreien Naturpapieren und gestrichenen holzfreien Papieren laufen nicht zufriedenstellend. Papierfabriken, Großhändler und Druckereien sind mit vielen Unsicherheiten in den Monat November gestartet und müssen zur Monatsmitte feststellen, dass sich die Branche der allgemeinen angespannten Wirtschaftslage nicht entziehen kann. Und auch den Blick in den Dezember sowie in das erste Quartal bezeichnen Akteure mehrfach als beunruhigend. Der Großhandel und viele Druckereien stellen eine rückläufige Nachfrage fest. Die Papierindustrie berichtet ebenfalls von einer Zurückhaltung der Kunden in der Ordertätigkeit. Bei der insgesamt schwachen Auftragslage geraten die Papierpreise unter Druck.

Wie Marktkenner ausführen, scheint der Preisgipfel bei den Feinpapieren erreicht. Aus Sicht der Hersteller sind die Produktionskosten zwar nicht maßgeblich gesunken. Dennoch ließen sich die jüngsten Maßnahmen zu Preiserhöhungen nicht in allen Fällen „wie gewünscht und wie notwendig“ umsetzen. Einkäufer kritisieren hierzu, dass die Bilanzen so mancher Hersteller deutliche Gewinne ausweisen. Zudem merken diese an, dass Produktionskosten nicht weiter steigen sollen. Dies spreche nicht für Preiserhöhungen. „Nichtsdestotrotz“, entgegnen Vertreter der Papierindustrie, „auch so sind für Papierfabriken keine großen Sprünge möglich“. Zu angespannt sei die allgemeine wirtschaftliche Lage und zu groß die anhaltende Ungewissheit über künftige Kosten, die die Ertragslage wieder belasten könnten.

Als prägend für die Marktsituation bezeichnet so mancher Branchenkenner die weiterhin hohen Lagerbestände im Handel und bei den Druckereien. Der hohe Papierbestand am Markt verändere die Lieferkette und erschwere die weiteren Planungen. Zudem habe sich das Verhältnis von Angebot und Nachfrage zum traditionell starken vierten Quartal nicht wie erhofft erholt. In der Folge haben sich die Lieferzeiten insbesondere bei den gestrichenen Feinpapieren verkürzt.

Dennoch scheuen sich Papierfabriken weiterhin, einem „gewissen Preisdruck“ nachzugeben. Werden Lücken in der Belegung von Papiermaschinen festgestellt, planen Unternehmen temporäre Stillstände ein. Darüber hinaus haben mehrere Hersteller von gestrichenen und ungestrichenen Feinpapieren, wie bereits berichtet, nach und nach zusätzliche Produktionsmöglichkeiten geschaffen. Dazu gehören etwa Papiere für Verpackungsanwendungen, Tragetaschen, Etiketten uvm. So können die Papiermaschinen besser ausgelastet und die Volumina an klassischen Feinpapieren zum Teil deutlich reduziert werden.

Unterdessen erklären Branchenkenner die Preispolitik der Papierfabriken im November als stabil. Die aktuellen Notierungen sollen im Dezember fortgeschrieben werden. Die Gespräche über die Lieferbedingungen im neuen Jahr seien noch nicht weit fortgeschritten. Dennoch berichten Druckereien über Erleichterungen auf der Preisseite. Auf die Vereinbarungen vom September bzw. Oktober soll es leichte Abschläge geben. Dies betrifft insbesondere Vereinbarungen im oberen Preissegment. Dieses beginnt bei den gestrichenen Großformaten über der 1.400 €-Marke. Da die Geschäfte im Offset-Bereich etwas stabiler laufen, zeigen sich die Preise etwas fester und liegen häufiger über der für Bilderdruck genannten Marke. Insbesondere Kopierpapiere bleiben weiter gut nachgefragt. Die Nennungen für die C-Ware beginnen bei 1.200 € und liegen häufig über 1.300 €/t.

 

Grafische Recyclingpapiere: Recht unterschiedlich präsentieren sich die einzelnen Bereiche der altpapierbasierten Druck- und Schreibpapiere. Während LWC und Kopierpapiere mit vergleichsweise niedrigen Weißegraden auf der Rohstoffseite Erleichterungen erwarten, scheint die enge Verfügbarkeit besserer Altpapierqualitäten Konsequenzen für das Angebot bei Papieren mit höheren Weißen zu haben. Unterdessen sind Investitionen in den Rohstoffbereich an mehreren Orten ein Thema. Grundsätzlich stellen Branchenkenner fest, dass sich grafische Recyclingpapiere in Mitteleuropa und insbesondere Deutschland fest etabliert haben. Es sei weiterhin eine positive Mengenentwicklung festzustellen. Die Anwendungen wachsen quasi gegen den Trend, Kunden wechseln von den Frischfaser- zu den Recyclingpapieren.

Nichtsdestotrotz sind die Schwierigkeiten bei LWC nicht zu übersehen, berichten Akteure weiter. Die allgemeine Gemengelage am Markt für Pressepapiere macht es auch für die Anbieter von altpapierbasierten Qualitäten nicht einfach, die Produktionsanlagen auszulasten und durchzufahren. Trotz der hohen Kostenbelastung durch Energie, Rohstoffe, Chemikalien und die Logistik ist Preisdruck aufgekommen. Hier richtet sich der Blick auf die Verhandlungen der Lieferbedingungen im ersten Quartal 2023.

Von Preisdruck wollen Anbieter im Segment der ungestrichenen Recyclingpapiere trotz der allgemeinen Unsicherheiten nicht berichten. Die verschiedenen Qualitäten zeigen sich am Markt omnipräsent. Das Thema Nachhaltigkeit treibe den Absatz insbesondere bei den Groß- und Kleinformaten weiter an. Die derzeit erfreuliche Nachfrage und die gute Auslastung der Produktionsanlagen haben Preiserhöhungen ermöglicht, die in der ganzen Breite des Marktes wirksam wurden, berichten Branchenkenner übereinstimmend. Diese griffen meist bereits im Sommer und dort, wo vertraglich nicht anders möglich, spätestens zum vierten Quartal. Die Aufschläge hatten je nach Papierqualität unterschiedliche Höhen im dreistelligen Bereich.

Mit Blick in die kommenden Wochen erwarten Branchenkenner, dass sich die Lieferzeiten insbesondere am Markt für Standardprodukte verkürzen. Hier sollte sich auch die Rohstoffsituation entspannen, heißt es weiter. Hingegen zeigen sich hochweiße Papiere derzeit verknappt. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund von Rohstoffproblemen erwarten Branchenkenner weitere Investitionen der Akteure in den Rohstoffbereich. Diese sollen dabei helfen, den künftigen Bedarf intern abzudecken.

Aufgrund der Veränderungen in der DIP-Verfügbarkeit am freien Markt soll sich das Papierangebot in diesem Segment verkleinert haben. Dies betreffe sowohl die Menge als auch die Anbieterlandschaft.

Wie EUWID erfuhr, wird in der Konsequenz unter anderem UPM sein Portfolio verändern. Das Unternehmen will ab dem 1. Januar 2023 die Herstellung von Recycling-Büropapieren einstellen. Hintergründe für diese Entscheidung sind hauptsächlich Knappheit und dauerhaft schwankende Verfügbarkeit von hochweißem Altpapierzellstoff, erklärt das Unternehmen. Demnach sind die Produkte UPM Office recycled premium, UPM Office recycled plus und die entsprechenden Kundenmarken betroffen. Diese werden aus hochweißem Altpapierzellstoff hergestellt....

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