Grafische Papiere: Im Januar mehr Preisreduzierungen in Deutschland erwartet

Deutschland: Marktbericht für Grafische Papiere

Der Dezember zeigte sich trotz der schwachen Auftragslage preislich noch wenig verändert. Jedoch wurde für die gestrichenen und ungestrichenen holzfreien Papiere über einzelne Anpassungen nach unten bei den Energiezuschlägen berichtet und auch über kleinere Preiszugeständnisse, meist allerdings ausgehend von einem besonders hohen Preisniveau. Große Anbieter sollen sich bei der Preisgestaltung sehr stringent gezeigt und auch für das neue Jahr unveränderte Preise in Aussicht gestellt haben.

Der Ausblick auf den Januar sieht in der Breite aber anders aus. Alle Einkäufer geben an, für Januar bereits mehr oder weniger deutliche Preisreduzierungen mit ihren Lieferanten vereinbart zu haben. „Wer nicht mitzieht, kriegt keine Aufträge mehr“, stellen EUWID-Gesprächspartner klar. Die benötigten Mengen zu bekommen, sei inzwischen gar kein Problem mehr. Nichtsdestotrotz haben wenige Papierhersteller Preissteigerungen – wenn auch in geringer Höhe – angekündigt und begründen dies mit einem kostenbedingten Nachholbedarf. Beobachter räumen diesen Plänen wenig Chancen ein. Sie rechnen im ersten Quartal mit kontinuierlichen Preisrückgängen.

Andere Papierfabriken sind wegen der Unkalkulierbarkeit der Energiekosten ebenfalls vorsichtig mit Preisreduzierungen, befürchten aber einen schwierigen Balanceakt, weil Einbußen an Marktanteilen nicht in ihrem Interesse sein können. Die Produktion soll an die jeweilige Auftragslage angepasst werden.

Die Budgetverhandlungen für 2023 sind vor diesem Hintergrund sehr zäh gelaufen. Es sei zu spüren gewesen, dass auf allen Seiten große Verunsicherung herrscht, verlautet aus dem Markt.   

Aktuell haben diejenigen ein Problem, die sich in Zeiten schlechter Verfügbarkeit große Papiermengen eingelagert haben und jetzt eine Abwertung befürchten müssen. Betroffen sind viele Druckereien und vor allem der Papiergroßhandel, die bei einem Preisverfall viel Geld verlieren könnten. Der Handel habe es ferner versäumt, Warenflüsse frühzeitig zu minimeren. Größere Mengen aus Übersee seien teils noch unterwegs.

Derzeit steht beim Gros der Kunden der Lagerabbau im Vordergrund. Dieser soll im Januar noch einmal forciert werden, was auf niedrige Papierabrufe zum Jahresanfang schließen lässt. EUWID-Gesprächspartner haben sich vorgenommen, bis Ende Februar/spätestens Ende März alle Sicherheitsbestände abgebaut zu haben. Manche stellen jetzt fest, dass sie anscheinend zu spät mit dem Abbau begonnen haben, weil sie zum einen nach dem Sommer mit einem Anspringen der Nachfrage gerechnet haben, zum anderen wegen der Energiesituation weitere Kostensteigerungen beim Papier nicht ausschließen konnten.

Die enge Versorgungslage in den Jahren 2021/22 hat dazu geführt, dass sich Marktteilnehmer alternative Bezugsmöglichkeiten gesucht haben. Da wären zum Beispiel chinesische Anbieter, die in den letzten Jahren riesige Kapazitäten aufgebaut haben. Man wolle regelmäßige Geschäftsbeziehungen pflegen und nicht wie in der Vergangenheit nur billiges Papier kaufen, heißt es. Derzeit seien überdies die Frachten niedrig, was Papier aus China noch attraktiver mache. Darüber hinaus würden zum Teil Papiergrammaturen angeboten, die hierzulande mittlerweile Mangelware sind.

Ende Dezember wurde durch die Bank über eine schlechte Nachfrage berichtet. Die Produktion wurde an die jeweilige Auftragslage angepasst.

Auch für DIN A4-Kleinformate ist der Auftragseingang zum Jahresende hin eingebrochen. Es sollen durchaus nennenswerte Mengen aus Asien offeriert werden. Dies, um in Europa Fuß zu fassen, zu Preisen, bei denen heimische Anbieter nicht mithalten können. Betroffen ist insbesondere das Spotgeschäft. Noch soll es Kunden geben, die asiatisches Papier pauschal ablehnen aufgrund von Qualitätsproblemen und Lieferverzögerungen in der Vergangenheit. Ferner gelten asiatische Papierfabriken als Umweltverschmutzer – dieser Aspekt hat mittlerweile erheblich an Bedeutung gewonnen – und unzuverlässig. Jedoch scheint sich in dieser Hinsicht das Blatt zu wenden und Papier aus asiatischer Provenienz salonfähig zu werden.

Im Zuge des Lagerabbaus in der Kette und der schwächelnden Konjunktur sei das Dezember-Geschäft noch einmal schwächer ausgefallen als im sowieso schon unbefriedigenden vierten Quartal. Viele Drucker hätten ein gutes viertes Quartal gebraucht, um das Jahr einigermaßen zu retten. Nachdem dies nicht passiert ist, wird angesichts hoher Kosten für Roh- und Hilfsstoffe sowie Energie mit einer Insolvenzwelle in 2023 gerechnet. Auch die Vorbuchungen für Januar geben wenig Anlass zu Optimismus. Die Branche rechnet durchwegs mit einem schlechten Start in das neue Jahr. Die Unsicherheit bleibt groß. Die wesentlichen Fragen sind: Wie verhalten sich die Werbetreibenden im neuen Jahr, wie entwickeln sich die Kosten?

Euro-Graph zufolge ist der Feinpapierabsatz der europäischen Papierhersteller im Oktober 2022 regelrecht eingebrochen. Bei den ungestrichenen Papieren zeigte sich ein Minus von 13,1 % auf 427.000 t. In Europa waren es -12,7 % auf 369.000 t, im Export -15,6 % auf 57.000 t. Für den Zeitraum Januar bis Oktober 2022 wird ein Rückgang um 10,5 % auf 4,64 Mio t ausgewiese

In Europa zeigten sich bei den Lieferungen Einbußen um 6,5 % auf 3,96 Mio t, in Übersee von -28,6 % auf 677.000 t. Der europäische Bedarf reduzierte sich um 4,1 % auf 4,39 Mio t.

Für die gestrichenen Papiere verringerten sich die Lieferungen im Oktober 2022 mit -26,5 % auf 279.000 t (Europa: -31,7 % auf 209.000 t, Export: -5,2 % auf 70.000 t) noch deutlich stärker. In den ersten 10 Monaten 2022 reduzierte sich der Absatz gegenüber dem Vorjahr um 5,0 % auf 3,27 Mio t. Europa steuerte 2,60 Mio t (-1,9 %) bei, Übersee 668.000 t (-15,3 %). Den europäischen Bedarf schätzt Euro-Graph auf 2,68 Mio t (-1,0 %), was den massiven Lagerabbau bereits im Oktober aufzeigen würde.

In der September-Statistik, die der EUWID bisher nicht veröffentlicht hat, weist Euro-Graph für die ungestrichenen Feinpapiere eine Absatzreduktion um 10,4 % auf 469.000 t aus. Für die gestrichenen Papiere wurde ein Minus um 11,9 % auf 345.000 t veröffentlicht. In den ersten drei Quartalen 2022 wurden 2,99 Mio t an gestrichenen Feinpapieren geliefert (-2,3 % gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum), bei den Naturpapieren waren es 4,21 Mio t (-10,2 %).

Druckindustrie: Geschäftslage schlechter bewertet als im Vorjahr

Nachdem sich das Geschäftsklima der deutschen Druck- und Medienbranche im November etwas verbessert hat, stagnierte es im Dezember aufgrund gegenläufiger Trendentwicklungen. Der vom Bundesverband Druck und Medien (bvdm) berechnete Geschäftsklimaindex blieb damit saisonbereinigt auf dem Vormonatsniveau. Mit 87,2 Punkten notierte der Index rund 8,1 % unter seinem Vorjahresniveau und rund 5 Prozentpunkte unter dem Jahresdurchschnitt von 2022.

Laut bvdm-Konjunkturtelegramm bewerteten die vom ifo Institut befragten Entscheider der Druck- und Medienunternehmen ihre Geschäftslage im November schlechter als im Vormonat. Jedoch fielen ihre Erwartungen hinsichtlich der Geschäftsentwicklung der nächsten sechs Monate erneut weniger pessimistisch aus als im Vormonat. Die Werte für das Geschäftsklima blieben daher im Monat Dezember nahezu unverändert.

Nachdem der saisonbereinigte Geschäftslageindex im November stagnierte, verlor er im Dezember rund 4,7 % gegenüber dem Vormonat. Der Index notierte bei 88,0 Punkten und damit auf dem saisonbereinigt niedrigsten Stand des Jahres 2022. Besonders betroffen ist laut bvdm der Werbedruck, bei dem rund 37 % der Unternehmen die aktuelle Geschäftslage als schlecht einschätzen. Bei den Etiketten- und Verpackungsdruckern fällt die Bewertung der Geschäftslage im Dezember hingegen überwiegend positiv aus. Lediglich rund 5,1 % der befragten Unternehmen sprechen von einer schlechten Geschäftslage während rund 51 % die Geschäftslage im Dezember als gut einschätzen. In der Gesamtjahresbetrachtung liegen die Indexwerte der Druck- und Medienbranche im Mittel rund 2,2 % über den Werten des Jahres 2021. Auch wenn in den vergangenen Wochen einige Indikatoren z. T. auf eine Stabilisierung der Lage an den Beschaffungsmärkten für Vorprodukte, insbesondere Druckpapiere, hindeuten, beeinflusst der anhaltend hohe Kostendruck die Geschäftslage der Unternehmen weiterhin negativ. Hinzu kommt die eingetrübte Auftragslage. Im Dezember 2022 bewerteten 47,7 % der befragten Unternehmen ihren Auftragsbestand als „zu gering“. Dies sind zwar rund 9 Prozentpunkte weniger als im Vormonat, jedoch 29 Prozentpunkte mehr als im Vorjahresmonat.

Trotz anhaltender Unwägbarkeiten hinsichtlich der weiteren Entwicklung der Gesamtkonjunktur und der Beschaffungsmärkte schätzen die Druck- und Medienunternehmen ihre Geschäftsaussichten für das erste Halbjahr 2023 erneut weniger pessimistisch ein als noch im Vormonat. Im Dezember nahm der saisonbereinigte Index der Geschäftserwartungen um rund 4,9 % im Vormonatsvergleich zu. Damit befindet sich der Index mit 86,3 Punkten allerdings rund 1 Prozentpunkt unter dem Jahresmittel von 2022 und rund 14 Prozentpunkte unter dem Wert des Vorjahresmonats. Lediglich rund 2,2 % der befragten Unternehmen schätzen die Entwicklung der Geschäftslage in den nächsten 6 Monaten als positiv ein, während rund 43,3 % von einer Verschlechterung der Geschäftslage ausgehen. Rund 54,5 % der Befragten erwarten eine gleichbleibende Geschäftslage. Diese Aussichten schlagen sich auch in den voraussichtlichen Beschäftigtenzahlen der nächsten 3 Monate nieder. So wird mit einem Saldo von -15 Prozentpunkten eine überwiegend rückläufige Entwicklung der Beschäftigtenzahlen bei den befragten Betrieben der Druck- und Medienindustrie erwartet....

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