Polen: Nachfragerückgang drückt Preise für AP-Packpapier im Juli nach unten

Marktbericht Verpackungspapiere

Die Nachfrage nach Verpackungspapieren in Polen hat sich im zweiten Quartal weiter abgeschwächt. Dem zum Vorjahr rückläufigen Papierverbrauch in den Wellpappewerken stehen die gleichzeitig gewachsenen Produktionskapazitäten für die altpapierbasierten Sorten gegenüber, was sich jetzt darin auswirkt, dass Papierfabriken zu wenig Aufträge haben. In Folge hoher Lagerbestände und unzureichender Gegenmaßnahmen sahen sich Verkäufer von braunen AP-Packpapieren daher dazu gezwungen, ihren Kunden erstmals Nachlässe in Höhe von 30 €/t mit Wirksamkeit zum 1. Juli zu gewähren. „Korrekturen bei gleichzeitig gestiegenen Produktionskosten: das ist ziemlich schmerzhaft“, sagte ein Anbieter. Unterschiedliche Wellpapppehersteller hatten sich zuvor Abschläge von mindestens 50 €/t zum Ziel gesetzt, waren aber damit gescheitert, nachdem die Energiepreise wieder massiv angezogen haben.

Im Juni und Mai waren die Notierungen den Angaben zufolge größtenteils unverändert, im April hatte es auch auf dem polnischen Markt einen Aufschlag in Rekordhöhe von 100 €/t gegeben.

Bei weißem Testliner gab es in Polen bislang keine Anpassungen nach unten. Die Situation hinsichtlich Nachfrage und Kostendruck stellt sich für die betreffenden Hersteller als noch schwieriger dar. So ist der Export auf Märkte außerhalb Europas, der normalerweise einen großen Teil der Kapazitäten abnimmt, auch vor dem Hintergrund logistischer Probleme eingebrochen. Die Kosten für weißes Altpapier sind hingegen noch stärker in die Höhe geschossen als für Kaufhausaltpapier. Produzenten kündigten temporäre Abstellungen in mindestens drei Werken an.

Die große Unsicherheit um die Energieversorgung im zweiten Halbjahr macht jegliche Prognosen über die Entwicklung in den nächsten Wochen extrem schwierig. Eine Fortsetzung der Preisentwicklung im August scheint nicht ausgeschlossen, genauso wenig wie eine Trendwende, je nachdem wie sich die Gaspreise ändern. „Eigentlich wäre es sinnvoll, das Preisniveau zu halten, wenn es sein muss über Maschinenabstellungen. Außer der fehlenden Nachfrage gibt es keinen Grund für Reduktionen“, sagte ein Produzent. Er warnt davor, dass weitere Preissenkungen die Kette noch stärker durcheinander wirbeln könnten, weil Papierfabriken innerhalb kürzester Zeit zu Abstellungen gezwungen sein könnten, wenn sie nicht mehr auskömmlich produzieren.

Bei Kraftliner hat die ebenfalls schwächere Nachfrage bisher zu keinem Preisdruck geführt, heißt es von Marktteilnehmern in Polen. Zum einen fielen die Preissteigerungen für braune Frischfaserpapiere in der letzten Runde mit +50 €/t niedriger aus, argumentieren Produzenten, wodurch der Abstand zum Testliner kleiner geworden ist. Zum anderen war der Kapazitätszuwachs in dem Segment innerhalb der letzten beiden Jahre deutlich geringer als für AP-Packpapiere, sodass Angebot und Nachfrage noch eher in Balance sind. Verarbeiter schließen dennoch nicht aus, dass im August eine Korrektur für braunen Kraftliner möglich werden könnte.

Viele Gesprächspartner blicken mit Sorge auf den weiteren Jahresverlauf und rechnen mit großen Herausforderungen für die europäische Papier- und Wellpappeindustrie. Die gefährdete Energieversorgung durch die russische Invasion entwickelt sich immer mehr zu einem echten Risiko für viele Papierfabriken in Europa. Zwar sind die Produktionswerke in Polen aufgrund ihrer energetischen Aufstellungen und geringen Abhängigkeit von Gaslieferungen aus Russland etwas besser geschützt vor den Auswirkungen eines evtl. Gaslieferstopps als Standorte in anderen Ländern. Doch auch diese Fabriken müssten enorme Konsequenzen fürchten, da die gesamte Industrieproduktion in Europa in Mitleidenschaft gezogen würde und ein fehlender Absatz oder fehlende Rohstoffe, Chemikalien etc. ebenfalls einen Produktionsstopp bedeuten könnten.

- Anzeige -
- Anzeige -