Interview: Übernahme der Tiefdruck Schwann-Bagel (TSB) durch die Riccobono Group

Im Rahmen der Übernahme der Tiefdruck Schwann-Bagel (TSB) in Mönchengladbach durch die Riccobono Group erklärt Geschäftsführer Dr. Udo Bogner die Hintergründe der Transaktion und äußert sich zum Status quo der Druckbranche.

euwid: Wie waren die ersten Schritte bei der Übernahme von TSB?

Dr. Bogner: Nach einem ersten Treffen auf Managementebene in Frankreich haben sich die Gesellschafter beider Unternehmen bei einem Besuch in Düsseldorf ausgetauscht. Beide Seiten haben dabei sehr schnell festgestellt, dass sie eine sehr ähnliche Vision zur Konsolidierung des Druckmarktes haben. Gemeinsam hat man dann eine Strategie ausgearbeitet, um diese Vision umzusetzen. Von Anfang an ging es darum, gemeinsam einen Weg zu finden, die Druckereien in einem schrumpfenden Markrumfeld zukunftsfähig zu machen. Beide Häuser sind überzeugt davon, dass dies auf Basis einer Marktkonsolidierung geschehen sollte.

Waren Riccobono und TSB Konkurrenten?

Die Unternehmen haben eine sehr geringe Marktüberschneidung, was Raum für Ergänzungen lässt. Während Riccobono, das quasi alle Zeitungen und Zeitschriften in Frankreich druckt, bislang keine Aktivitäten in Deutschland verfolgte, verfügt TSB über einige Kunden in Frankreich. Die Transaktion zeigt also Elemente einer Marktbereinigung in Frankreich. Zudem erweitert Riccobono seine Geschäfte nach Deutschland.

Was sind die Ziele der Transaktion?

Im Verdrängungswettbewerb fragen sich alle, ob ihr Unternehmen in diesem Markt bestehen kann und wie es dem Konsolidierungsdruck begegnen soll. Nun hat der französische Marktführer ein deutsches Unternehmen übernommen und die Aktivitäten zusammengelegt, um so den notwendigen Schrumpfungsprozess anzugehen. Riccobono schaut nicht nur auf den nationalen Druckmarkt, sondern betrachtet das europäische Geschäft. Die Gruppe wird inklusive des Standorts Mönchengladbach nun mit aktuell 13 Rotationen zum europäischen Marktführer im Tiefdruck.

Riccobono ist diesen Schritt gegangen, um zu bleiben. Der Zusammenschluss mit Riccobono ist deshalb auch ein klares Signal an den Markt, dass die TSB als Teil der Riccobono Gruppe den Druckmarkt weiterhin aktiv gestalten wird.

Was bedeutet der Verkauf für den Standort Mönchengladbach?

Die Übernahme betrifft alle Gesellschaften rund um den Tiefdruck-Standort Mönchengladbach.

Im Rahmen des Zusammenschlusses mit Riccobono haben wir den Standort nun zukunftsfähig aufgestellt. Dabei war es klar, dass dieser Schritt nicht ohne Stellenabbau gelingen kann. Wir freuen uns darüber, dass die Maßnahmen im Rahmen eines Haustarifvertrages umgesetzt werden konnten. So ist uns gemeinsam mit der Belegschaft und der Gewerkschaft ver.di eine notwendige Veränderung gelungen: Die ältesten zwei der sechs Rotationen in Mönchengladbach werden Anfang 2024 stillgelegt und abgebaut. Damit ist eine dementsprechende Reduzierung der Belegschaft verbunden.

Wie bewerten sie den Status quo der Druckindustrie?

Die Druckindustrie hat zuletzt mehrere Krisen durchlebt, die die Branche deutlich herausfordern. Die Teuerungen bei Papier, getrieben durch die Energiepreisexplosion, waren ursächlich verantwortlich für den massiven Rückgang in der Nachfrage nach Druckprodukten. Hintergrund ist hier nicht zuletzt, dass Papierfabriken Preisspitzen übertrieben forcierten. Insbesondere die historisch hohen Papierpreise haben Druckauftraggeber zum nachhaltigen Überdenken ihrer Werbeaktivitäten gebracht. Im Rahmen der Digitalisierung eröffnen sich Alternativen zur Papierbewerbung, weswegen die Druckmengen stark schrumpfen.

Wie sieht der Blick nach vorn für Druckereien aus?

Der Markt ist nicht vor weiteren Kapazitätsschließungen gefeit. Soll die Entwicklung und Gesundung des europäischen Marktes vorangetrieben werden, sind weitere Kapazitätsanpassungen notwendig.

Sowohl der Offset- als auch Tiefdruckmarkt bleiben angespannt. Druckauftraggeber, die sich von der Papierwerbung ganz oder zum Teil abgewandt haben und Alternativen gefunden haben, kehren nur schwer zurück. Dieses Rad lässt sich nicht mehr zurückdrehen.

Jedes Druckunternehmen wird vernünftigerweise die Frage nach seiner Zukunftsfähigkeit prüfen, und das ist auch notwendig. Die Offset-Branche steht vor dem gleichen Konsolidierungsprozess, den der Tiefdruck bereits durchlaufen hat. Letztlich sind die am Markt aktiven Unternehmen aufgerufen, Konzepte für den anstehenden Schrumpfungsprozess im Druckgeschäft zu erarbeiten.

Aber: Papierbasierte Werbung und Kommunikation ist verlässlich und wird daher weiter ihre Rolle spielen. Trotz aller Schwarzmalerei ist kein Ende der Druckgeschäfte zu erwarten. Wachstum wird das Druckgeschäft jedoch nicht mehr ausweisen.

Dr. Bogner, vielen Dank für Ihre Zeit und Ihre Erklärungen.

Für euwid führte das Interview Alexander Ungemach

Siehe dazu auch den Artikel Riccobono stärkt Position im Tiefdruckmarkt durch die Übernahme der TSB Gruppe

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